Kunstpreis 2014

01. Jänner 2014 bis 31. Dezember 2014

Ausstellung:
Maria Bichler, Anna-Maria Bogner, Heidi Holleis, Michael Kargl, Matthias Krinzinger, David Rych, Michael Strasser, Esther Strauß, Johanna Tinzl, Nicole Weniger und Hannes Zebedin.

  • Killing and Mourning Pink Panther, 2014 Video, 57 min. IF
  • Killing and Mourning Pink Panther, 2014 Video, 57 min. OR
  • Killing and Mourning Pink Panther, 2014 Video, 57 min. RIP
  • Killing and Mourning Pink Panther, 2014 Video, 57 min.

Esther Strauß

Es sind einfache Gesten, Worte und Handlungen, die die künstlerische Arbeit von Esther Strauß ausmachen. Bisweilen ist ihre Kunst ein Spaziergang, dann ein Brief. Manchmal eine Berührung, oder ein Gespräch. Gemeinsam ist allen bisherigen Projekten, dass sie von Esther Strauß als Situationen angelegt sind und letztlich eine Form der Kommunikation (mit oder ohne Worte) beschreiben.
Beispielhaft dokumentiert die Audioinstallation „Dear Mayor“ (2009) einen neunseitigen, handgeschriebenen Brief, den die Künstlerin im Vorfeld der Gemeinderatswahlen an den damaligen Linzer Bürgermeister verfasst hatte. Das Schreiben war eine Reaktion auf die in Vorwahlzeiten oft gehörte Einladung von PolitikerInnen, sich mit persönlichen Anregungen und Wünschen an sie zu wenden – in der Hoffnung auf das persönliche Wohlergehen der Wahlberechtigten. Beim Projekt „Sonntags-Rundschau Nr. 50a, 16. Dezember 2007, S. 31“ inserierte sie in einer Regionalzeitung das Angebot für einen 15-minütigen „Hand-in-Hand-Spaziergang“ in einem öffentlichen Park und bei der Installation „Song for“ (2012) saß sie selbst im Hohlraum einer Ausstellungswand und berührte die Hände von BesucherInnen, die sie durch eine kleine Wandöffnung hineinhalten konnten.

Esther Strauß, die Malerei und Kulturwissenschaften an der Kunstuniversität Linz studierte, nimmt Worte wörtlich und Kunst real. Sie ist in ihren Arbeiten präsent und als Mensch fassbar. Sie agiert prozesshaft und schafft mit ihren Konzepten einen Rahmen, in dem sie spricht und schreibt, geht und wartet bzw. sie auch berührt und beobachtet werden kann. Ihre Arbeiten sind dabei ebenso poetisch wie radikal und erweisen sich als eine sehr authentische Form einer künstlerischen Praxis, die sich in subtil ausgeloteten Begriffsfeldern von Konzept- und Performancekunst im Allgemeinen sowie Handlungsanweisungen und „Relationaler Ästhetik“ im Speziellen verorten lässt.

Die mit dem RLB Förderpreis ausgezeichnete Videoarbeit „Killing and Mourning Pink Panther“ entstand 2014 als Ergebnis einer 24-stündigen Selbsteinschließung in einem Hotelzimmer, in dem die Künstlerin „Handlungen fabulierte“ (Esther Strauß) und mit der Kamera aufzeichnete. So ergaben sich Bilder und die Anregung für einen Text, der sich als Quasi-Märchen nunmehr über das knapp einstündige Video legt. Für Esther Strauß ist das Video „ein langsames Märchen über den Körper und den Blick“ – „Die Hauptfigur des Märchens ist eine Kreatur, die ebenso sehr wie die gesamte Arbeit ein Hybrid ist. In ihr mischen sich Popkultur (der Kopf von Pink Panther), Erzählschemata des klassischen Märchens (Es war einmal) und Elemente der Performancekunst (der assoziative Einsatz des weiblichen Körpers auf einer Bühne)“.

Einmal mehr hat sich die Künstlerin mit der konkreten Arbeit ein ganz eigenes System geschaffen. Alleine die Situation des Filmens, der „stillen“ und verborgenen Performance sowie des anschließenden Schreibens schaffen einen Rahmen für einen kommunikativen Prozess, in dem die Künstlerin einen inneren Dialog mit sich selbst aufnimmt. Das Resultat ist ein Film, der über eine Folie des Surrealen, über die Verbindung von Text und Bild sowie über einen Wechsel von Rhythmus und Tempi einen imaginären Raum eröffnet. Ob Esther Strauß ihn bewohnt oder nicht, bleibt dahingestellt. Auf alle Fälle wird man sie dort finden und eine ganz eigene Welt entdecken.

Martin Hochleitner
Direktor Salzburg Museum