Max Brenner
Doomscrolling

24. April 2023 bis 28. Juli 2023

RLB Atelier Lienz

Nachrichten, Bilder, Videos und Posts tauchen ständig über verschiedene Plattformen auf unseren Smartphones, Tablets und Computern auf. Dieser Bilder- und Informationsstrom ist für Max Brenner Inspirationsquelle und Ausgangspunkt seiner Kunst.

  • Ausstellungsansicht
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    the gap (white), 2023
    Holzschnitt, 140x185 cm (Detail)
  • Sonntag, 2020
    Zweifach-Handsiebdruck auf Leinwand, 150x280 cm (Detail)
    The Hilger Collection

Der 1992 in Schlanders geborene und derzeit in Wien lebende Künstler arbeitet vielfach mit der druckgrafischen Technik des Handsiebdrucks. Dabei gestaltet er großformatige, visuell überbordende Szenerien, in denen sich Verweise zu jüngsten Ereignissen mit Science-Fiction-artigen Visionen vermischen.

Doomscrolling nennt Max Brenner sein Projekt. Der Begriff bezeichnet das maßlose Navigieren durch negative Nachrichten im Netz. Doomscrolling trete verstärkt in Zeiten der Unsicherheit auf, erläutert Max Brenner im Interview. „Viele von uns werden dann immer tiefer in eine Spirale von unerfreulichen Ereignissen gezogen. Das hat natürlich Auswirkungen auf unsere Stimmung. Nahezu paralysiert, fällt es uns schwer, mögliche Lösungen für Probleme zu sehen. Wir blicken lieber auf Sensationen, auf die Oberfläche, die schön bunt, glatt und abenteuerlich wirkt – und die Hiobsbotschaften verbirgt. Genauso ist das in meinen Arbeiten. Wer sich darauf einlässt und durch meine Sequenzen wandert, kann eine andere Art des Doomscrolling erleben“, so der Künstler.

In aufwändigen Internet-Recherchen sammelt Brenner zunächst Bildmaterialien zu vorab überlegten Themen. Mit Bleistift fügt er dann einzelne Szene zu einer Gesamtkomposition zusammen. Danach entstehen detailierte Tuschezeichnungen, die die Grundlage für die Siebdruckschablonen bilden. Händisch wird in der Folge der Siebdruck realisiert, wobei Brenner meist nur wenige Exemplare herstellt, die sich vielfach farblich unterscheiden und insofern wiederum Unikate sind.

Auf den ersten Blick wirken viele seiner großformatigen Werke, zum Beispiel die Arbeit Sonntag, die einen Freizeitpark zeigt, spielerisch und lieblich. Doch bei genauerer Betrachtung eröffnen sich bedrohliche Szenen, so kippt der scheinbare Ort der Vergnügung in einen Albtraum. Ängste als diffuse, ineinander verschlungene Traumsequenzen sind ein wesentliches Thema in Brenners Werken. Er verbindet sie mit unbeschwerten Szenerien und schafft damit „Parallelwelten“, „ohne sich in Paradoxien zu verlieren“.

Zur Ausstellung erscheint ein 64-seitiger Katalog mit einem Beitrag von Anna Fliri und einem Interview mit Max Brenner.

In Kooperation mit dem Bildungshaus Osttirol findet am Mittwoch, den 5. Juli, um 18.00 Uhr eine vertiefende Dialogführung "Kunst in Kürze" mit Evelin Gander statt.