Irene Hopfgartner
Vierviertelmond

17. Juni 2019 bis 30. August 2019

RLB Atelier Lienz

Wie natürlich ist unsere Natur? Wo liegen die Grenzen zwischen urwüchsiger und geformter Natur? Wie viel Künstlichkeit verträgt die Natur? Fragen wie diesen spürt Irene Hopfgartner mit ihren Fotografien, Objekten und Installationen nach und ergründet dabei unsere Auffassung von Natur.

  • Ausstellungsansicht, RLB Atelier
  • Schotenmühle mit doppeltem Ausgang mit zu vernachlässigender Schwankungsbreite, 2019

    C-Print, 60x50 cm

  • Tanzhahn, 2014

    präparierte Birkhähne, gefärbtes Wasser, Stein, Wanne, 65x102x83 cm

  • Vierviertelmond, 2019

    präparierter Vogel, Stamm, Kunstrasen, Luftballon

Die Spuren des Menschen in der Natur sind heute allgegenwärtig. Gentechnik, Ressourcenausbeutung, Umweltverschmutzung, Artensterben und Klimawandel sind nur einige Aspekte in diesem Zusammenhang. Mit Eingriffen des Menschen in die Natur oder in natürliche Prozesse setzt sich Irene Hopfgartner feinsinnig wie augenzwinkernd auseinander.

Inspiriert von naturhistorischen Sammlungen ordnet, archiviert, konserviert und manipuliert die 1986 in Bruneck geborene und heute in Wien lebende Künstlerin botanische und zoologische Artefakte. Schön säuberlich arrangiert sie in ihren Fotoarbeiten Flechten, Blüten, Blätter, Insekten, Kleintiere oder Teile davon in einem ästhetisch sterilen Setting.

Seit der Geburt des ersten geklonten Tieres, Schaf Dolly, sind 23 Jahre vergangen. Die Gentechnik hat sich seither rasant weiterentwickelt. In Anspielung darauf mischt Hopfgartner in ihren Fotografien Natürliches mit Künstlichem und bindet dabei öfters auch laborhaft anmutende Elemente mit ein. Auch das Motiv der Verdoppelung, das sie in vielen ihrer Objekte aus Tierpräparaten aufgreift, ist als Verweis auf Klonungsverfahren zu verstehen.

Für die Ausstellung im RLB Atelier hat die Künstlerin eine Reihe neuer Fotoarbeiten wie auch die titelgebende Installation „Vierviertelmond“ (2019) realisiert. Dort sitzt ein kleiner Vogel, ein Krummschnabel, auf einem Baumstamm, der auf einem Kunstrasen steht. Der Vogel blickt steil nach oben und hält im Schnabel die Schnur eines großen roten Luftballons. Der Krummschnabel ist dabei eine erstarrte Repräsentation seiner selbst, während der im Luftzug leicht wankende Ballon zum scheinbar lebendigen Gegenpol mutiert.

„Wir bestaunen die wilde Natur und scheinbar ursprüngliche Landschaften und merken nicht, dass es sich dabei nicht mehr um unberührte Natur handelt, sondern um gezähmte, vom Menschen drapierte Natur. […] Moderne Technik macht sich die Strukturen der Natur zunutze und Bioprinter werden künftig Organe für den medizinischen Gebrauch „drucken“. Da stellt sich die Frage: Was ist noch wilde, ursprüngliche Natur?“, so Hopfgartner im begleitenden Ausstellungskatalog.

Zur Ausstellung erscheint ein 64-seitiger gleichnamiger Katalog mit einem Textbeitrag von Jürgen Tabor und einem von Silvia Höller geführten Interview mit Irene Hopfgartner.