Annelies Senfter | Narben

29. Juni 2015 bis 14. September 2015

RLB Atelier Lienz

An vielen Orten sind auch heute noch die Spuren des Ersten Weltkrieges in der Landschaft sichtbar. Diesen Wunden der Vergangenheit am Karnischen Kamm in Osttirol spürt Annelies Senfter (geb. 1980 in Lienz) in ihrer eigens für die Ausstellung realisierten Fotoserie nach. Dabei stehen nicht die Kriegshandlungen an sich im Vordergrund, sondern die Narben der Natur, die sich als Mahnmal in das alpine Gebiet eingebrannt haben.

  • Annelies Senfter

    Ausstellungsansicht

  • Aus der Serie "Narben", 2013/2015

    Inkjet auf Papier,
    60x90 cm

  • Aus der Serie "Narben", 2013/2015

    Inkjet auf Papier,
    103x136 cm

Die Dolomitenfront im Ersten Weltkrieg steht heuer, 100 Jahre nach Ausbruch dieser erbitterten Kämpfe zwischen Italien und Österreich-Ungarn, im Zentrum zahlreicher Projekte und Veranstaltungen. Nie zuvor oder danach standen sich zwei Armeen in einem derart langwierigen Stellungskrieg im Gebirge gegenüber wie in den Jahren 1915 bis 1918.

Wer die Landschaft zu "lesen" vermag, erkennt auch heute noch die Spuren dieses Krieges. Diesen Spuren am Karnischen Kamm in Osttirol folgt Annelies Senfter in ihrem Projekt Narben. In den Sommermonaten 2013 und 2014 erwandert sie mit ihrer Fotokamera die Gegend um die ehemalige Frontlinie entlang des Karnischen Höhenweges. Als Inspirationsquelle dient ihr der Roman Tobys Zimmer der britischen Autorin Pat Barker, der sich mit den Nachwirkungen dieser Kriegsereignisse beschäftigt.

Im Zuge ihrer Recherchen stößt die Künstlerin auf Erinnerungsberichte von Frontsoldaten aus Osttirol, die sie im Form von sorgfältig ausgewählten Zitaten in die Ausstellung einbindet.

Annelies Senfter nähert sich dem Thema in Form einer künstlerischen Auseinandersetzung. Ihre scheinbar beiläufigen Landschaftsaufnahmen fordern uns auf, unseren Blick zu fokussieren, genauer hinzusehen, um die subtilen Überreste von ehemaligen Stellungsbauten, Schützengräben oder Granatenexplosionen vom natürlichen Profil zu unterscheiden.

Zur Ausstellung erscheint der gleichnamige Katalog mit Textbeiträgen von Isabelle Brandauer und Luise Reitstätter, sowie einem Interview mit Annelies Senfter, geführt von Silvia Höller (64 Seiten).