acht positionen

04. Juni 2007 bis 07. November 2007

RLB Kunstbrücke Innsbruck

Fatima Bornemissza, Siggi Hofer, Anna Mitterer, Bernd Oppl, Robert Pan, Heidrun Sandbichler, Peter Senoner, Wolfgang Wirth

  • Ein Bericht für eine Akademie (No 3), 2007

    Anna Mitterer Leuchtkasten mit Videostill aus dem gleichnamigen Video, 40 x 60 x 17 cm

  • Lake (China), 2006

    Wolfgang Wirth Öl auf Leinwand, 132 x 215 cm

  • LEM, 2001-2006

    Peter Senoner (ed. 3/4) Bronzeguss einbrandlackiert, Kryolithglas, 200 x 50 x 45 cm

  • Lila'6,481, 2006-2007

    Robert Pan Kunstharz, 54 x 54 x 7 cm

  • Modell Galerie Gagosian, New York, 2007

    Bernd Oppl Maßstab 1:300, mit Videoinstallation

  • Ohne Titel I Skriptorium, 2006

    Heidrun Sandbichler Malerei auf Tuch, 91 x 122 cm

  • Ohne Titel, 2006

    Siggi Hofer Tuschstift, Aquarell auf Papier, 152 x 300 cm Sammlung Rubner, Italien

  • Ohne Titel, 2007

    Fatima Bornemissza Print, 90 x 110 cm

Mit "acht positionen" präsentiert die RLB Kunstbrücke die letzte Ausstellung der Reihe "positionen". Seit dem Jahr 2003 widmet sich diese Ausstellungen, abwechselnd mit der Präsnetation zum RLB Kunstpreis der jüngeren, zeitgenössischen Kunstproduktion in Tirol.

Mit Öl auf Leinwand arbeitet Wolfgang Wirth. Ausgangspunkt seiner Arbeit ist bestehendes Bildmaterial – Postkarten, Fotos und Sujets aus dem Internet. Aus diesem Motivreservoir sucht er den rezeptiven Akt zu extrahieren – das Sehen, das Betrachten selbst ist ihm Thema. Er wählt Motive, die uns vertraut sind, die Stereotypen unserer Phantasie und unseres Bildgedächtnisses bedienen. Auch Heidrun Sandbichler befragt die kollektive Wahrnehmung wie sie unsere Medienwelt bestimmt. In einer Arbeit, die in Anspielung an die Kopistentätigkeit in den mittelalterlichen Skriptorien den Beititel „Skriptorium“ trägt, sehen wir eine auf einem Theatersessel eingesunkene Frau. Ein Bild, das aus der medialen Berichterstattung über die Geißelnahme tschetschenischer Terroristen in einem Moskauer Theater 2002, vertraut vorkommt.

Nicht die Medialität, sondern die Materialität thematisiert Robert Pan, der wie Anna Mitterer und Wolfgang Wirth erstmals in Innsbruck ausstellt. Seine Arbeiten, die Pan dezidiert nicht als Tafelbilder verstanden sehen will, sind Objekte in nur scheinbarer Bildform. Ergebnisse von nahezu alchemistischen Experimenten mit Pigmenten, pulverisierten Metallen und Säuren, deren Reaktion mit dem Trägermaterial Epoxydharz in einer Dialektik von Zufall und Ordnung abstrakte Formen generiert. Im materiellen Zugriff auf ein Objekt vergleichbar – doch im Ergebnis wiederum denkbar diametral entfernt zeigen sich die Arbeiten von Peter Senoner. Senoner arbeitet im klassisch skulpturalen Bereich. Androgyne, transethnische Wesen als lebensgroße Standbilder umgesetzt, stehen im Zentrum seines Werks. Zunächst als Holzskulpturen konzipiert, als Aluminiumgüsse ausgeführt und im letzten Schritt seines jüngsten Werks als Bronzegüsse mit weißem Kryolithglas überzogen, treten uns diese Migranten aus einer anderen Galaxie – wie Senoner selbst sie nennt – als glänzende Heroen technischer Perfektion entgegen.

Die Antipoden der Migranten Senoners gewinnen in den Silikonfiguren von Fatima Bornemissza Gestalt. Nicht die Sehnsucht des Menschen Grenzen zu durchbrechen, sondern die Brechungen des Menschlichen – sind ihr Thema. Bornemisszas Arbeiten kreisen um die Themen Körperlichkeit und Verletzung – ihre Silikonplastiken sind keine entrückten Bilder, sondern dem wirklichen Leben nahe. Nicht über Körperlichkeit, sondern über ein diffiziles Spiel mit intellektuellen Referenzen nähert sich Anna Mitterer. Für die junge Videokünstlerin sind Vergangenheit und Erinnerung essentielle Kräfte der Daseinsbestimmung. Marcel Proust, John Ruskin oder Walther Benjamin sind ihr Leitfiguren der Orientierung an Ursprungsmotiven der Modernen – auf die Schnelligkeit und „Oberflächlichkeit“ der allgegenwärtigen Medienwelt reagiert Mitterer mit Gegenbildern, die die verlorene visuelle Poesie rückrufen.

Dominiert in den Videos von Anna Mitterer der filmische Charakter so basieren die Videoarbeiten von Bernd Oppl vorwiegend auf Programmiersystemen. In seinem Video „Für Ihre Sicherheit“ nimmt Oppl die „safety on board“-Karten, die sich in jedem Flugzeug finden, als Ausgangsmaterial. Die Piktogramme, die uns Wegweiser im Notfall sein sollten, mutieren zu Protagonisten, geraten außer Kontrolle, verselbstständigen sich in absurder Weise und hinterfragen so die Glaubwürdigkeit scheinbar bewältigbarer Katastrophen anhand von Sicherheitsvorkehrungen.

In eine scheinbare Realität führt uns auch Siggi Hofer mit seinen großformatigen Tusche-, Aquarellzeichnungen. Es sind utopische Stadtarchitekturen, in Einzelteile zerlegt und in minutiöser Kleinteiligkeit ausgeführt, die aber nur vordergründig dem Prinzip der Ordnung unterliegen. Siggi Hofer geht es nicht darum urbane Lebensräume zu strukturieren oder abzubilden. Unter dem Deckmantel einer trügerischen Idylle verfolgt er vielmehr Fragestellung von Realität und Fiktion und problematisiert unsere Zuordnung von Abbild und Vorstellung.

Zur Ausstellung erscheint der gleichmanige Katalog mit Interviews der teilnehmenden KünstlerInnen, geführt von Silvia Höller (72 Seiten).