narrative

18. März 2008 bis 30. Mai 2008

RLB Kunstbrücke Innsbruck

Ingmar Alge, Julia Bornefeld, Wolfgang Capellari, Clegg&Guttmann, Adriana Czernin, Sabine Groschup, Sven Johne, Yves Netzhammer, Raymond Pettibon, Lois Renner, Sylvie Riant, Daniel Richter, Hans Weigand

  • Die Subjektivierung der Wiederholung, 2007

    Yves Netzhamme DVD-PAL, 31.15 min Courtesy Galerie Anita Beckers, Frankfurt am Main

  • Die Zeit ist ein Mörder, 2006

    Lois Renner C-Print, 100 x 120 cm Courtesy Galerie Mauroner Contemporary Art, Wien

  • Don´t mess with Jill, dem Verfeinerer der Geschichte, 2001

    Daniel Richter, Lack, Öl/Leinwand, 231 x 252 cm Kunsthalle zu Kiel, Dauerleihgabe Stifterkreis Kunsthalle zu Kiel

  • Golfkrieg III, 2007

    Hans Weigand Teppichdruck, 215 x 450 cm Courtesy Galerie Crone, Berlin

  • Ohne Titel (Flüchtling), 2007

    Ingmar Alge Ö l/Leinwand, 182 x 232 cm Courtesy Galerie Kuckei + Kuckei, Berlin

  • Ohne Titel, 2007

    Adriana Czernin Tusche, Farbstifte auf Papier, 51 x 73 cm Privatsammlung Graz

Die Tradition des Geschichtenerzählens ist die älteste Überlieferungsform, sie begleitet uns im alltäglichen Leben - ist Anstoß für Denkprozesse, Emotionen und Fantasien. Narration beinhaltet nicht nur den Wunsch, Wirklichkeit zu generieren, sondern hat auch eine archivierende und verbindende Funktion. In Literatur, Film und bildender Kunst wurden und werden Erzählstoffe in verschiedensten Arten und Weisen verarbeitet und dabei immer neue Strategien gesucht.

Die Ausstellung "narrative" versteht sich als fragmentarisches Puzzle, das den Besucher in das weitläufige Feld unterschiedlicher Erzählformen der heutigen Kunstproduktion entführt. 22 Werke von 13 Künstlerinnen und Künstlern - der regionalen und internationalen Szene - dokumentieren eindrucksvoll die Vielfältigkeit der Kunst des Erzählens.

So finden wir bei Yves Netzhammer, Daniel Richter oder Wolfgang Capellari rätselhafte Bilderwelten, die sich einer eindeutigen Lesbarkeit entziehen und sich uns wie Traumsequenzen eröffnen. Ruhige Momentaufnahmen wie bei Ingmar Alge, der uns mit seinem Ölbild „Flüchtling“ mit der aktuellen Diskussion rund um die Einwanderungspolitik konfrontiert. Das Porträt dient nicht mehr als Charakterisierung der dargestellten Personen, sondern wird wie bei Clegg & Guttmann zur narrativen Darstellung von Bevölkerungsgruppen oder wie bei Adriana Czernin zur stereotypen Figur, die in immer neuen geometrischen Mustern gefangen wie in einer Endlosschleife immer dieselbe Geschichte wiederholt, die paradigmatisch für die Zwänge und Normen zu stehen scheint, denen das menschliche Dasein unterliegt.

Ausgangspunkt für die jeweilige Erzählung sind vielfach reale Ereignisse wie bei Sven Johne, der sich ähnlich einem Reporter mit Schiffuntergängen in einer Art Beweisaufnahme auseinandersetzt oder wie bei Sylvie Riant, die mit ihrer Riesenspinne im Foyer den in Apulien beheimateten Aberglauben des Tarantismus thematisiert. Gelebte Realität und zwar in Form von Erinnerung spielt auch im Animationsfilm von Sabine Groschup eine Rolle. Dort ist es ihre Großmutter, die sich an ihre naiven Kindheitsvorstellungen vom „Kinderkriegen“ erinnert.

Oftmals bildet aber auch unsere enorm überladene Visualität des alltäglichen Lebens den Ausgangspunkt der künstlerischen Erzählung. Hans Weigand bannt diese auf einem überdimensionalen Wandteppich, um ironisch wie plakativ die Golfkriegproblematik zu reflektieren. Kennzeichnend für Raymond Pettibon hingegen ist die dem Comic entlehnte Bild und Text Kombination, die bei ihm aber stets nur eine fragmentarische Erzählung bildet. Eine Narration der ganz eigenen Art finden wir bei Lois Renner. In immer neuen Variationen zeigen seine Fotografien verwirrende Einblicke in fiktive Innenräume, die jedoch tatsächlich nur im Maßstab verkleinerter Modelle existieren und so zu einer Erzählung der Dingwelt mutieren.

Begleitend zur Ausstellung erscheint der gleichnamige Katalog mit Textbeiträgen von Thomas Feuerstein, Silvia Höller und Gerhard Johann Lischka (88 Seiten).