Karl Plattner I Der Blick hinter die Fassade

09. März 2004 bis 14. Mai 2004

RLB Kunstbrücke Innsbruck

Karl Plattner (Mals 1919 - Mailand 1986) zählt sicher zu den originellsten Künstlern der Südtiroler Nachkriegszeit. Neben Hauptwerken aus unterschiedlichen Zeiten präsentiert die RLB Kunstbrücke, 30 Jahre nach der letzten großen Ausstellung im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, auch Zeichnungen und Entwürfe zu den Wandbildern in der Europakapelle bei Innsbruck sowie dem Festspielhaus von Salzburg.

  • Apokalyptischer Reiter, 1964

    Entwurf zum Wandbild in der Europakapelle bei Innsbruck Öl auf Leinwand, 140 x 127 cm, Privatbesitz, Bozen

  • Erinnerung, 1967

    Öl auf Leinwand, 115 x 115 cm, Mart, Museo di Arte Moderna e Contemporanea di Trento e Rovereto

  • Fenstersturz, 1968/69

    Öl auf Leinwand, 150 x 220 cm, Goethe Galerie, Bozen

  • München - Milano, 1966/67

    Öl auf Leinwand, 140 x 105 cm, Privatbesitz, Bozen

Der gebürtige Vintschgauer, der seine künstlerische Laufbahn als Malerlehrling und später als Freskant begonnen hat, erlangt schon zu Lebzeiten aufgrund seiner eigenwilligen, unverkennbaren Ausdrucksweise weit über Südtirol hinaus internationale Anerkennung.

Sein vielschichtiges Werk, das von der Tafelmalerei über Zeichnungen und Radierungen bis hin zu zahlreichen Wandmalereien in Südtirol, Österreich und Brasilien reicht, ist von einer formalen wie inhaltlichen Einheit geprägt. Ausgehend von kubistischen Tendenzen findet er Zug um Zug zu seiner künstlerischen Handschrift, die über dreißig Jahre hinweg sein Schaffen bestimmen sollte: große chromatische Felder, klare Flächenbegrenzungen und die kalkulierte Spannung zwischen Figur und Bildraum, die er aus dem Gegensatz von Plastizität und Fläche entwickelt.

Plattners Arbeiten sind bestimmt von ihrer bestechenden ästhetischen Wirkung. Seine Bildfindungen zeigen Landschaften, Akte, selten Stillleben. Sein eigentliches Thema ist aber der Mensch und der Kreislauf des Lebens. Hinter der Fassade kühler Ästhetik öffnen sich, frei von jeder Sentimentalität, die Abgründe des Menschen: Isolation, Kommunikationslosigkeit und Tod. Aus scheinbar unbeteiligter Distanz wird uns das Menschliche in bisweilen grausamer Direktheit vor Augen geführt. Wir blicken auf ausgezehrte, erloschene Gesichter, auf Körper, die in Selbstbefangheit erstarrt scheinen. Auf Landschaften, die in gespenstischer Weise entleert sind. Plattner selbst ist aber keineswegs dieser außenstehende Beobachter. Er kennt Depressionen, die Tiefen der menschlichen Existenz, und besonders in seinen letzten Lebensjahren das Gefühl der Isolation.

Begleitend zur Ausstellung erscheint der gleichnamige Katalog mit einem Beitrag von Silvia Höller (64 Seiten).